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ART-Nebenwirkungen bei einer HIV-Therapie

ART-Nebenwirkungsmanagement

Da der Patient die Wirkung der ART nicht spürt, werden unerwünschte Effekte subjektiv zur Hauptwirkung. Laut Studien sind es fast 20 % der Patienten, die auf Grund von Nebenwirkungen ihre erste ART innerhalb des ersten Jahres änderten. Somit sind die Nebenwirkungen der Hauptgrund fur Adharenzprobleme, Therapieumstellungen oder gar Therapieabbrüche. Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit Beratungsmöglichkeiten in der Apotheke, auch zum Einsatz von OTC und zu Ernährungserkenntnissen.

Sehr erfreulich ist die Tatsache, dass die Forschung auch in Bezug auf Nebenwirkungen viel geleistet hat. Wurden noch vor ein paar Jahren oft Therapien wegen Erbrechens, Durchfallen oder Fatigue-Syndroms abgebrochen, so werden heute bei den neuen Kombinationspräparaten Nebenwirkungen oft gar nicht mehr bemerkt. Dennoch treten sie in unterschiedlicher Ausprägung auf und können dem Patienten mitunter Probleme bereiten.

Häufige Nebenwirkungen

HIV-Medikamente haben eine Vielzahl von Nebenwirkungen. Betrachtet man die häufigsten Nebenwirkungen von HIV-Medikamenten, stellt man schnell fest, dass die Nebenwirkungen in allen Arzneimittelgruppen ähnlich sind und diese häufig den Gastrointestinaltrakt betreffen. Hier ist der Apotheker gefragt, denn er wird neben dem Arzt die wichtigste Anlaufstelle für den Patienten sein. Da diese Beschwerden in den ersten Wochen nach Therapiebeginn auftreten, ist der wichtigste Rat, den Patienten zu ermutigen, nicht gleich wegen der Nebenwirkungen die Therapie in Frage zu stellen. Bei Magenschmerzen und Sodbrennen sind mehrere kleine Mahlzeiten günstig und der Verzicht auf „Säurelocker“ wie Süßigkeiten, Alkohol und Nikotin. Die Empfehlung von Antacida, H2-Biockern und PPI ist jedoch schwierig, weil unbedingt der zeitliche Abstand zu den HIV-Medikamenten eingehalten werden muss. Eine weitere erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität sind die oft starken bis explosionsartigen Diarrhoen, meistens ausgelöst durch Proteaseinhibitoren. Hier bietet sich in der Apotheke die klassische Ernährungsberatung an mit Berücksichtigung der fehlenden Nährstoffe, Mineralstoffe und Vitamine. Anhaltende Müdigkeit und Schlafstörungen sind für viele HIV-Positive eine ständige Begleiterscheinung der lnfektion. Hier kann der Apotheker über die richtige Schlafhygiene aufklären, evtl. den Hormon- und Mineralstoffspiegel überprufen lassen.

Seltene, aber gefährliche Nebenwirkungen

Schwerwiegende Nebenwirkungen machen eine engmaschige Überwachung durch den Arzt erforderlich. Aber auch als Apotheker sollte man mit bedrohlichen Nebenwirkungen vertraut sein und auf mögliche Gefahren hinweisen. Allergien und Exantheme unter NNRTis und Proteaseinhibitoren sind oft nur Ieicht ausgeprägt und reversibel. Aber manchmal breitet sich das Ekzem über den ganzen Körper aus, oft begleitet von Fieber und Schwäche.

Bei GI- Beschwerden ist der wichtigste Rat, den Patienten zu ermutigen, nicht wegen der Nebenwirkungen die Therapie in Frage zu stellen. – Isolde Meyer

Alarmsignale fur schwere Verlaufe sind Blasenbildung, Beteiligung der Schleimhaut und hohes Fieber. In diesen Fällen muss der Patient vorinformiert sein und wissen, dass er sein HIV-Medikament sofort absetzt und zum Arzt bzw. gleich in die Klinik geht. Speziell bei Etravirin und Abacavir muss der Patient gewarnt werden, weil es zum Stevens-Johnson-Syndrom oder zum Lyell-Syndrom mit tödlichem Verlauf kommen kann. Unter Abacavir sind tödliche Hypersensitivitätsreaktionen bekannt. Da die Vorboten, wie Übelkeit, Schmerzen, Fieber oder Hautausschlage, keine typischen Symptome sind, muss der Patient vorgewarnt sein und beim leisesten Verdacht auf eine Hypersensitivitätsreaktion sofort und für immer das Abacavir absetzen! Dieser Hinweis darf bei einer Neuverordnung von Ziagen®, Kivexa® und Trizivir® nie fehlen. Eine weitere lebensgefahrliche Nebenwirkung ist die Laktatazidose. Sie kann bis zum Schock und zum Versagen der Nierenfunktion führen. Diese sehr seltene Nebenwirkung wurde auch bei den NRTis Stavudin und Didanosin beobachtet. Bedrohliche Nebenwirkungen können auch an der Leber und der Niere auftreten. Tenofovir ist eine potenziell nephrotoxische Substanz. Meist sind die Nierenfunktionsstörungen nach dem Absetzen rasch reversibel. Niemals sollte Tenofovir bei vorgeschädigter Niere oder zusammen mit anderen nephrotoxischen Medikamenten wie NSAR, ASS oder Vancomycin kombiniert werden, damit es nicht zu einer Niereninsuffizienz oder gar zu Nierenversagen mit Dialysepflichtigkeit führt. Leichte Leberwerterhöhungen sind bei allen HIV-Medikamenten häufig. Schwere, zum Teil tödliche Leberschäden wurden unter Nevirapin und Ritonavir beobachtet, vor allem wenn die Leber vorgeschädigt war durch eine gleichzeitige Hepatitis-Koinfektion oder durch Alkoholabusus. Bei Atazanavir kommt es gelegentlich zu gelben Augen, hervorgerufen durch eine Hyperbilirubinamie, die allerdings ungefährlich und reversibel ist.

Referenzen

  1. AIDS-Hilfe Köln, (2003 -2008) Med-lnfo Nr. 32- 57.
  2. Barakat SS, Campbell WN. Refractory diarrhea in a patient with HIV infection. Clin Infect Dis 2009; 48 :213 ; 257.
  3. Hoffmann et al., HIV 2013/2014, Medizin Fokus Verlag, 2013.
  4. Münchner AIDS-Hilfe Manual und ROSA ALTER, 2012.
  5. Pharmazeutische Zeitung, Ernährung bei Immunschwäche, 2007.
  6. PTA-Magazin, AIDS-Siege und Niederlagen, 10/2008.
  7. Siddiqui U, Bini EJ, Chandarana K, et al. Prevalence and impact of diarrhea on health-related quality of life in HIVinfected patients in the era of highly active antiretroviral therapy. J Clin Gastroenterol 2007; 41:484.
  8. www.dahka.de
  9. www.rki.de
  10. www.hivinfo.de
  11. www.vitanet.de
  12. www.cpavih.org
  13. www.vdoe.de
  14. www.mangelernahrung-online.de
  15. www.aids-stiftung.de
  16. www.hiv-leit faden.de